A Crash Course in Multiplicity


Varis asked me to write a text about multiplicity. That is a very wide topic and I could easily fill a book with it. Let's just start with the basics.

Multiplicity or plurality means that there are several people living in one physical body. "You're schizophrenic", some might say now. Well, first of all, schizophrenia is something comletely different; what you mean would be Dissociative Identity Disorder. Then it's getting more complicated. DID can be a cause for multiplicity but doesn't have to. Today's psychologists don't think anymore that this state is a disorder that has to be cured at all costs, as long as the person concerned (or actually, the people concerned, but the psychologists haven't come that far yet...) feels well and can "function" in a social environment. So we differentiate between Dissociative Identity DISORDER, meaning sickness, and healthy multiplicity.

How can something like that be healthy, some might ask. Well, how can it be healthy to be stuck all alone in a body and having to deal with everything without the support from "roommates" (I like the English term "headmates")? It's all just a matter of perception.

Multiplicity can have various shapes, from the undefinable voice in the head to periods of time one just cannot remember. Some systems (system = all people in one body) can decide for themselves who should be in control of the body at a given point in time, others can't, and for others, it's always the same person in control. Also, the internal communication can go from zero to strongly empathic.

So much for theory. In practice, one person finds out at some point or another that they're not alone in their body. That can happen during their childhood or much later. As a matter of fact, most children have invisible friends at some point, they just forget about them when growing up. Or not. A commonly given reason (and, according to psychologist, the only reason) is a traumatic event, during which the person creates another in order to cope with it all. However, I know multiples with no trauma.

Then there's the question if they'll regard the other(s) as a person / people. In my case, that needed more than a decade. And then? It's basically the same as sharing an apartment. You make rules, get to know the others' interests and try not to piss each other off. It's easy to cause trouble with little things though, for instance, by listening to music that someone else hates. Therefore, a big portion of diplomacy and a lot of compromises are needed in the life of a multiple system.

Also, the time everyone gets "at the front" has to be distributed wisely. For outsiders, you have to pose as one person, which can make things quite complicated. If one (perceived) person talks with a dialect at one time and without one later, eats meat now and is a vegetarian the next moment, it confuses others of course. But you can't easily tell everyone that there are really several people in charge. Jobs, relationships and many more things depend on pretending to be one.

But that sounds worse than it is. Life consists of respect and compromises in the outside world too. Being part of a multiple system also has its advantages. For instance, you can back out if you don't feel like doing something, in favor of someone else who likes to. In our case, Astraea and I like going to parties and family reunions, while kahoku can't stand them at all. Danica prefers going on fantasy journeys but uses the body to read Harry Potter. Our newest, Del, is still looking for his niche. Yes, it's entirely possible that people come and go over time. It's just like a shared apartment.

*Astraeus of Reannagan, translated by Del of Reannagan

Ein Crashkurs in Multiplicity


Varis bat mich, einen Text über Multiplicity zu schreiben. Das ist ein ziemlich großes Thema und ich könnte hier leich ein Buch vollkriegen. Aber fangen wir einfach mit den Basics an.

Multiplicity oder Plurality bedeutet, dass in einem physischen Körper mehrere Personen leben. "Du bist doch schizophren", werden jetzt einige sagen. Also erstmal ist Schizophrenie was ganz anderes; was du meinst, wäre Multiple Persönlichkeitsstörung. Dann wird es schon komplizierter. MPD kann eine Ursache für Multiplicity sein, muss aber nicht. Die Psychologie ist heutzutage nicht mehr der Meinung, dass dieser Zustand eine Krankheit ist, die man um jeden Preis kurieren muss, solange der Betroffene (bzw. die Betroffenen, aber so weit sind die Psychologen auch noch nicht...) sich wohl fühlt und sozial "funktioniert". Wir unterscheiden also zwischen Multipler PersönlichkeitsSTÖRUNG, also Krankheit, und gesunder Multiplicity.

Wie kann so etwas gesund sein, werden sich einige fragen. Nun, wie kann es gesund sein, ganz allein in einem Körper zu stecken und alles ohne die Unterstützung von "Mitbewohnern" (ich mag den englischen Begriff "headmates") erledigen zu müssen? Es ist alles nur Ansichtssache.

Die Multiplicity kann mehrere Ausprägungen haben, von der unerklärlichen Stimme im Kopf bis hin zu Zeitperioden, an die man sich nicht mehr erinnern kann. Manche Systeme (System = alle Personen in einem Körper) können selbst bestimmen, wer zu welchem Zeitpunkt die Kontrolle über den physischen Körper hat, andere nicht, und bei wieder anderen hat immer dieselbe Person die Kontrolle. Auch die interne Kommunikation kann von null bis stark empathisch gehen.

Soviel zur Theorie. Praktisch gesehen, findet eine Person also irgendwann einmal heraus, dass sie nicht alleine ist in ihrem Körper. Das kann im Kindesalter genauso passieren wie viel später. Tatsächlich haben die meisten Kinder in ihrem Leben unsichtbare Freunde, die sie aber im Laufe des Erwachsenwerdens vergessen. Oder auch nicht. Ein oft angegebener Grund (und laut Psychologen der einzige) ist ein traumatisches Erlebnis, wodurch sich die Person eine zweite erschafft, um damit fertig zu werden. Ich kenne aber auch Multiples ohne Trauma.

Dann ist die Frage, ob man den andere(n) als Person anerkennt. Das hat in meinem Fall mehr als ein Jahrzehnt gedauert. Und dann? Im Grunde ist es wie eine WG. Man stellt Regeln auf, erkundet die Interessen der anderen und versucht sich gegenseitig nicht auf den Keks zu gehen. Dabei kann man schon mit kleinen Dingen Unfrieden stiften, zum Beispiel Musik hören, die jemand anderen stört. Es gehören also eine große Portion Diplomatie und viele Kompromisse zum Leben eines multiplen Systems.

Auch die Zeit, die jeder "an der Front" bekommt, will gut eingeteilt sein. Für Außenstehende muss man natürlich als Individuum auftreten, was die Sache ziemlich kompliziert machen kann. Wenn eine (wahrgenommene) Person einmal mit Dialekt redet und einmal ohne, im einen Moment Fleisch isst und im nächsten Vegetarier ist, dann verwirrt das natürlich. Aber man kann schlecht jedem sagen, dass da in Wahrheit mehrere Personen am Steuer sind. Von der Täuschung, dass man in Wirklichkeit ein Wesen ist, hängen Jobs, Beziehungen und vieles mehr ab.

Aber das klingt schlimmer als es ist. Das Leben besteht aus Rücksicht und Kompromissen, auch nach außerhalb. Teil eines multiplen Systems zu sein hat auch so seine Vorteile. Zum Beispiel kann man sich mal zurückziehen, wenn es einen nicht freut, etwas bestimmtes zu tun, und jemand anderen ran lassen, der das gern macht. In unserem Fall gehen Astraea und ich gern auf Parties und Familienfeiern, während kahoku die gar nicht ausstehen kann. Danica geht lieber auf Fantasiereisen, verwendet den Körper aber, um Harry Potter zu lesen. Unser Neuzugang Del sucht noch nach seiner Nische. Ja, es kann gut sein, dass Personen im Lauf der Zeit dazukommen oder auch gehen. Wie in einer WG eben.

*Astraeus vom Reannagan-System

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